Depression

Was ist eine Depression?

Diese Frage ist gar nicht leicht zu beantworten, da eine Depression viele Gesichter zeigen kann.  Die wichtigste Antwort: Eine Depression ist eine Krankheit. Sie ist keine Faulheit, kein Versagen. Die Fähigkeit aktiv zu sein, Pflichten zu erfüllen ist in einer Depression zumindest herabgesetzt – bei schweren Depressionen gar nicht mehr gegeben. Eine Depression ist eine psychische Erkrankung, die jeden Menschen treffen und die gut behandelt werden kann.

Die Kernsymptome sind gedrückte Stimmung, Verlust an Freude und Verlust an Interessen. Häufig zweifeln die Betroffenen an sich und ihren Fähigkeiten, machen sich Vorwürfe und haben Schuldgefühle. Auch körperliche Symptome sind häufig: Schlafstörungen, Erschöpfung, Kraftlosigkeit, Appetitverlust und viele andere. Das Denken wird pessimistisch, ängstlich. Konzentration, Auffassung und Gedächtnis sind in einer Depression herabgesetzt. Selbst bei relativ leichten Depressionen ist die Arbeitsfähigkeit deswegen oft eingeschränkt. Gedanken nicht mehr leben zu wollen sind in einer Depression häufig.

Wie kommt es zu einer Depression?

Meist spielen körperliche, psychologische und soziale Faktoren zusammen; mal hat der eine, mal der andere Faktor mehr Gewicht. Wie sich dieses Zusammenspiel bei Ihnen verhält, werden wir in Gesprächen gemeinsam untersuchen und die Behandlung darauf abstimmen.

Wie kann man eine Depression behandeln?

Es gibt eine Basisbehandlung, die bei fast jeder Depression eine wichtige Hilfe ist: Beibehalten oder Wiederaufnahme sozialer Aktivitäten in einem reduzierten, der Belastbarkeit angepassten Mass. Körperliche Aktivierung, Verbesserung des Schlafs und gute Ernährung sind weitere wichtige Bausteine. Aktivitäten beizubehalten oder wieder aufzunehmen kann in einer Depression sehr schwer sein. Hier können Angehörige oft eine wertvolle Hilfe geben.

Wenn körperliche Ursachen vorliegen, werden diese behandelt.

Es gibt verschiedene psychologische Erklärungen für die Entwicklung einer Depression, die helfen zu erkennen, was Sie tun können, damit es Ihnen wieder besser geht. Auch hier werden wir in Gesprächen klären, welche dieser Erklärungen auf Ihre Situation am besten passt und welche Empfehlungen daraus abgeleitet werden können.

Eine wichtige Erklärung von Depressionen ist, dass meist sehr grosser oder lange anhaltender Stress eine grosse Rolle spielt. Der Wechsel von Anspannung und Entspannung gehört zum gesunden Leben. Wenn auf Dauer die Anspannung überwiegt kommt es unter dem Einfluss der Stresshormone zu Veränderungen im Gehirn, die zu depressiven Symptomen führen.  

Bei mittelgradigen Depressionen können daher Medikamente eine wichtige Rolle spielen. Sie können helfen, die Symptome rascher zu bessern. Wenn das Denken mit Hilfe von Medikamenten nicht mehr um pessimistische Sorgen kreist und die Konzentration wieder besser ist, können Sie auch von der Psychotherapie mehr profitieren. Bei schweren Depressionen werden Medikamente daher fast immer gebraucht. Wichtig zu wissen: Antidepressive Medikamente machen nicht abhängig. Wenn sie nicht mehr gebraucht werden, können Sie sie wieder absetzen.

Was ist bei der Behandlung einer Depression besonders zu beachten?

Eine Depression ist eine Krankheit, die dazu tendiert, wiederzukommen. Je länger sie aus einer Depression wirklich heraus sind, desto besser ist Ihre Aussicht auch auf lange Zeit gesund zu bleiben.

Eine Depression bewirkt Veränderungen im Gehirn, die sich wieder zurückbilden, wenn Sie aus der Depression heraus sind. Das braucht aber Zeit und ist noch nicht abgeschlossen, wenn die Symptome sich gebessert haben. Wenn Sie in Ihrer Behandlung entschieden haben, Medikamente einzunehmen, sollten Sie  diese Medikamente ab dem Zeitpunkt, an den es Ihnen wieder gut geht, noch ein halbes Jahr weiter nehmen (Erhaltungstherapie). Wenn Sie nicht das erste Mal an einer Depression erkrankt sind, sollten sie die Medikation etwa 1½ bis 2 Jahre weiter einnehmen (Rezidivprophylaxe).

Ein hohes Risiko rasch wieder zu erkranken besteht, wenn Sie aus der aktuellen Erkrankung nicht richtig herauskommen. Daher ist es wichtig, in der Behandlung nicht „auf halben Wege stehen zu bleiben“, sondern konsequent einen Schritt nach dem anderen zu tun, bis es Ihnen wirklich wieder gut geht.

Bei Depressionen sind Gedanken nicht mehr leben zu wollen, sehr häufig. Für diese Gedanken brauchen Sie sich nicht zu schämen. Es ist leider nicht selten, dass die Sorgen in einer Depression so erdrückend werden, dass die Betroffenen keinen Ausweg mehr sehen. Suizide sind bei Menschen mit Depressionen eine häufige Todesursache. Daher ist es wichtig, über Todeswünsche und Suizidgedanken offen zu sprechen. Dann ist es auch möglich für Entlastung und Schutz zu sorgen. Wenn Sie sich bei Ihren Angehörigen Sorgen machen, dass er sich suizidieren könnte, sprechen sie ihn darauf an. Wenn Sie diese Sorgen haben, sprechen Sie auch mich darauf an. Im Gespräch und im Kontakt zu bleiben ist der beste Schutz bei Suizidalität.

Möchten Sie mehr über Depressionen erfahren? Das u.a. Buch von Martin Hautzinger ist sehr zu empfehlen. Es ist gut verständlich geschrieben und gibt konkrete Ratschläge, was sie als Betroffener oder Angehöriger tun können. Es gibt viele weitere Informationen zu Depressionen und Hinweise, wo Sie weiterlesen können, wenn Sie noch mehr erfahren möchten.

Ich wünsche Ihnen (bzw. Ihrem Angehörigen) gute Besserung – wenn Sie noch Fragen haben: Bitte zögern Sie nicht mich anzusprechen.

Weiterführende Literatur

Hautzinger, M. (2006). Ratgeber Depression : Informationen für Betroffene und Angehörige. Göttingen [u.a.]: Hogrefe.